Günter u. Gerda Frentin, Segel-Club Rohrwall e.V. Berlin
Seetörnbericht 2002 mit der Yacht „törn“
04. Juni – 31. August 2002

Berlin – Stettin – Nexö - Kalmar – Mariehamn – Rauma – Turku – Eckerö (Åland) – Öregrund – Stockholm – Uppsala - Visby – Karlskrona - Rönne – Malmö – Kopenhagen – Warnemünde – Hiddensee – Stralsund – Greifswald – Wolgast – Stettin – Berlin

Yacht „törn“
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Das Schiff

Bootstyp Raja (Eigenbau), Kielboot 6,99 Meter x 2,35 Meter, Tiefgang 1,20 Meter, Heckmotor Yamaha F9,9 AM, UKW-Sprechfunkanlage mit ATIS, Selbststeueranlage Autohelm 800, 2 GPS-Empfänger, Echolot, Allwellenempfänger, D1-Handy, Diktiergerät zur Aufnahme von Wetterberichten, Kompaß, Peilkompaß, Windmesser, Batteriewächter, Ladegerät, Nachtsichtfernglas, normales Fernglas, Fujinon-Stabilo-Fernglas, Barometer, Thermometer, Uhr, Radarreflektor, 2 Anker, Ankorolinarolle mit 56 m Gurtband, Schlauchboot, Rettungsring, Rettungswesten, Lifebelts, div. pyrotechnische Signalmittel, Wallas-Petroleum-Heizung, Sprayhood mit Anschlussverdeck und 2 Bord-Faltfahrräder.
Großsegel 13 m2, Fock1 (Selbstwendefock) 7 m2, Fock2 8,9 m2, Genua 11,9 m2, Sturmgroßsegel 5,7 m2, Sturmfock 3,7 m2, Spinnacker 31 m2, Spinnacker 20 m2. 

 
 


Die Crew

68jähriger Skipper mit Sporthochseeschifferschein, C-Schein und 65jährige Ehefrau mit Sportseeschifferschein, BK-Schein.

 

 
 


Planung und Vorbereitung

Die erfolgreichen Seetörns 2000 und 2001 waren die Grundlage für die Planung eines nochmaligen Törns nach Finnland und Estland. Konkrete Ziele sollten Uusikaupunki und Rauma sowie Saaremaa/Ösel sein. Über die Altstadt Rauma haben wir viel gelesen. Für Saaremaa hatten wir eine Einladung der finnischen Segler, die wir im Vorjahr kennen lernten. Darum wurden die Seekarten und Handbücher für diese Gebiete komplettiert. Außerdem wurde die Spannungsschwelle vom Ladegerät geändert, um die Gel-Batterie voll zu bekommen. Die Signalmunition wurde ergänzt und aktualisiert. Der Motor erhielt einen neuen Zahnriemen und die Öldrucküberwachung wurde von einer optischen Anzeige auf eine akustische Überwachung umgebaut und mit einer Temperaturüberwachung kombiniert.
Für unsere Segelziele haben wir einen Zeitraum von 3 Monate geplant.

 

 
 


Reiseverlauf

1. - 5. Tag, Berlin - Swinemünde 
Am 04.06. legten wir um 07.00 Uhr vom SC Rohrwall ab. Wir starteten gemeinsam mit der Yacht „Binka“. Ihr Ziel hieß Götakanal. Der Skipper kontrollierte während der Fahrt zur Ostseeküste Log und GPS mittels Stoppuhr und uferseitige Kilometerstrecken. Eine Korrektur war nicht erforderlich. Am 05.06. wurde in Stettin der Mast gestellt. Es folgte ein Hafentag mit Stadtbummel. Für den 07.06. sagte der Seewetterbericht Starkwinde an, die bis zum Mittag nicht eintraten. Darum segelten wir bis Ziegenort/Trzebiez mit Groß und Sturmfock bei E bzw. ENE 3-4 Bft. Da der Wind nicht auffrischte, segelten wir um 14.05 Uhr mit Groß und Fock 2 weiter. Nach einer dreiviertel Stunde mußten wir die Fock bergen und segelten mit zwei Reffs im Groß weiter. Wir setzten die Fahrt übers Stettiner Haff bei Windstärke 8 bzw. in Böen 9 Bft fort. Wir benötigten bis zur Kanaleinfahrt nur 1 h und 58 min. Das war Spitze und gleichzeitig die erste Herausforderung für Schiff und Crew. Abends legten wir im Vereinshafen „Cztery Wiatry“ an. Wir legten einen Hafentag ein und fuhren mit den Rädern nach Ahlbeck. Dort Wiedersehensfreude mit Tim Perner, vom Berliner Yachtclub, der mit seiner „Plüsterich“ ein Segelbegleiter vom Vorjahr war.

6. - 11. Tag, Swinemünde - Kalmar
Nach Abhören des Seewetterberichtes entschlossen wir uns für die Überfahrt nach Bornholm. 
Um 07.30 Uhr waren wir am Grenzkontrollpunkt. Es war Schichtwechsel, den wir auf unangenehme Weise zu spüren bekamen. Eine rücksichtslos rüde an- und ablegende Hafenbarkasse drückte uns durch Wellenschlag an das ohnehin für Sportboote ungeeignete Bollwerk unsanft heran. Während wir abgefertigt wurden, bekundeten wir unseren Unmut. Wir verließen den Hafen mit Kurs 23° nach Nexö. Um ihn halten zu können, nahmen wir den Motor zu Hilfe. Der erhoffte SE blieb aus. Es wehte ein E bzw. NE um 3 Bft. Wir änderten daher unseren Kurs zum Hafen Rönne, den wir dann unter Segel erst am 10.06. um 01.50 Uhr nach 78 sm und 18 h 20 min erreichten. Im Yachthafen stellten wir fest, dass das Handbuchblatt DK VIII-6 ungenau ist. Es fehlt das im Hafen befindliche Richtfeuer „Norre-Kås“. Zu unserer Überraschung mussten wir für den 09. und 10.06. Hafengeld entrichten. Na ja, als Gast murrt man eben nicht. Dafür bekommt man in Dänemark gratis den dänischen Hafenlotsen, sogar für unsere Häfen.
Das Tagesziel Christiansö erreichten wir problemlos. Am 12.06. begann die Fahrt zum Kalmarsund mit 
S Wind 3 Bft. Die Besegelung wechselte tagsüber von Groß mit F1 oder F2. Die Fock kam Vorwind nicht zum Stehen. Wir setzten darum den kleinen Spi, der bei Windstärke 5 Bft später wieder geborgen werden musste. Die ausgebaumte Fock 2 brachte uns bei S Wind 6-7 Bft gut voran. Wir entschlossen uns, anstelle von Utklippan, den etwas mehr Service bietenden Hafen Sandhamn im Kalmarsund anzulaufen. Nach 55 sm in knapp 10 Stunden machten wir dort fest. Während der Fahrt nach Kalmar mussten wieder tüchtig Segel gewechselt werden. Die angekündigte Gale-Warnung stellte sich mit Gewitter und Schauer ein. Während des Hafentages kaufte der Skipper im Kreuzer-Stützpunkt bei Herrn Röhl Seekarten für die „Höga Kusten“ sowie das Handbuch „Naturhäfen an der Ostküste“.

12.- 24. Tag, Kalmar - Mariehamn
Am 15.06. setzten wir unsere Fahrt nach Oskarshamn fort. Damit war festgelegt, dass wir an der Ostküste Schwedens gen Norden segeln werden. Ursprünglich war geplant, nach Saaremaa/Estland zu segeln. Aufgrund der Wetterprognosen wurde dieses Ziel aufgegeben. Trotz starker Winde mit 6–7 Bft erreichten wir am darauffolgenden Tag in den geschützten Schären problemlos Figeholm. Das nächste Tagesziel hieß Idö. Jedoch die Marina enttäuschte uns in diesem Jahr. Wir zahlten abends 150 SEK Hafengebühr und bekamen den Hinweis: Duschen sind dafür frei. Die Duschen waren aber morgens kalt und in der Marina war niemand anwesend. Es ging weiter nach Fyrudden. Dort unternahmen wir eine Radtour nach Gryt. Weil es in beiden Orten keinen Geldautomaten gibt, füllten wir mit freundlicher Hilfe von „ICA-Lebensmittel“ unser Portemonnaie mit SEK. Anruf von der Kieler Yacht „Windhund“. Die Crew trafen wir in den vorangegangenen Jahren immer zufällig. Sie hofften, uns diesmal zum Geburtstag der Skipperfrau einladen zu können. Wir sind aber schon zu weit nördlich. 
Am 19.06. brachten uns westliche Winde mit Stärken 6-7 Bft nach Oxelösund, so dass wir z.T. nur mit Reff 2 und Sturmfock vorwärts kommen konnten. Im Hafen wehte eine Boe eines unserer Fahrräder vom Steg ins Hafenbecken; ein Glück, dass wir das sahen. Skipper angelte das Rad, trocknete und ölte es anschließend sorgfältig. Die nächsten 37 sm brachten uns mit ausgebaumter Genua nach Nynäshamn.
Die Schweden arbeiteten auf Hochtouren für ihr Mittsommernachtsfest. Stockholm Radio gibt wieder Gale-Warnung mit NE Wind für den nächsten Tag. Abends und vormittags viel Regen. Bedauerlich für die Schweden, aber das Wetter sollte sich bessern. Im Hafen warten wir auf günstigen Wind. Das Hafengebiet ist menschenleer und wirkt trostlos. Die Schweden sitzen bestimmt auf ihren Schären. Wir entschädigten uns mit einer Radtour. Den nächsten Hafen Dalarö erreichten wir bei heftigen Schauern und Gewitter. Nun wollten wir nach Bullandö segeln. Wieder wurden Starkwinde angekündigt. Gegen Mittag kräftige Schauer und Windstärken mit 6–7 Bft. Wir segelten mit doppelt gerefftem Groß wie auf einer Achterbahn. Andere Segelboote fuhren, für uns unverständlich, nur noch mit Motor. Bullandö kannten wir nicht. Die Bootskapazität von 1400 Liegeplätzen überraschte uns. Für uns war ein schöner Gastliegeplatz frei. Wieder wurden Starkwinde mit SW 6-8 Bft angekündigt. Wir hatten Lust, mit dem Bus nach Stockholm zur 750 Jahr–Feier zu fahren. Unterschiedlichste Touristen quirlten durch die Stadt. Wir besuchten die Open Air Fotoausstellung „Earth from above“. Wir waren begeistert. Mit wenig Wind segelten wir am nächsten Tag nach Kappellskär. Für unsere Überfahrt zu den Åland-Inseln erschienen uns die angekündigten Winde günstig. Am 26.06. segelten wir mit Kurs 76° dorthin. Zuerst mit W-Wind, Stärke 4-5 Bft. Der Wind flaute ab und drehte auf Süd, Stärke 2–3 Bft. Nach 49 sm und fast 12 Stunden Fahrtdauer legten wir zufrieden in Mariehamn/Osthafen an. Skipper kaufte den noch fehlenden finnischen Seekartensatz „F“ sowie ein aktuelles finnisches Hafenhandbuch. Der Geldautomat gab uns finnische Euro in die Hand. Ein schönes Gefühl. Åland bot wieder viel Kulturelles. Abends hörten wir ein Orgelkonzert in der St Görans Kirche. 

25. - 36. Tag, Mariehamn - Turku 
Nächstes ursprüngliches Ziel war Enklinge. Bei der Törnplanung hatten wir aber eine Brücke mit Durchfahrtshöhe 7,5 m übersehen und merkten es erst in der Nähe der „Lossi Färja“. Also zurück mit Motor gegenan bei SSW 6–7 Bft bis Lt. Lumparudde. Dann segelten wir weiter und hatten ein neues Problem. In den Schären in Höhe von Balderon hatten wir Mühe, bei sehr starken Seegang, engen Fahrwasser und schlechter Sicht, die Tonnen zu finden. Wir kehrten um und suchten den Hafen Längnäshamn/Lumparland auf. Mit dem Ergebnis des Tagestörns waren wir sehr unzufrieden. Am nächsten Tag wählten wir dieselben Wegpunkte und hatten nun keine Probleme. Wir segelten aber weiter bis Jurmo. Im Hafen machten wir Bekanntschaft mit einheimischen Seglerinnen, die mit einer Jolle (Postrotteboot) zu einem Traditionstreffen unterwegs waren. Sie beachteten unser kleines Boot und zollten Anerkennung für den direkten Segeltörn ab Berlin. Sie gaben uns ihre Adressen mit der Bitte, sie einmal zu besuchen. Wir dankten und versprachen weiterhin Kontakt zu halten.
Der 27. Tag brachte uns unserem Wunschziel näher. Wir hatten günstigen Wind, SW/W 5–7 Bft. Auf dem Weg durch das Schärenfahrwasser mussten wir ein neues Problem lösen. Die Fahrwasserbetonnung stimmte mit den Kartenangaben nicht überein. Also, Segel bergen und eine Standortbestimmung vornehmen. Ein finnischer Segler bemerkte unsere Unsicherheit und klärte auf. Die Betonnung hat sich geändert und wir hätten bestimmt alte Karten. Er zeigte uns den Weg und wartete, ob wir klar kämen. Danke. Später stellte sich heraus, dass im anschließenden Kartensatz „E“ die neue Betonnung enthalten ist. Dann erreichten wir Uusikaupunki/Neustadt. Ein Hafentag mit Besuch der Kirche, des „Bonk Dynamo Centre“ und einem Spaziergang im Mühlenpark war selbstverständlich. Nun wollten wir aber unser eigentliches Ziel Rauma ansteuern. Unfreundliches Wetter, viele Schauer. Nach 33 sm und 7 h 30 min erreichten wir bei südlichen Winden, z.T. mit Stärke 6 Bft unser diesjähriges Traumziel. Schock! Soviel Industrie und Hässlichkeit haben wir nicht erwartet. Der gewählte Gästehafen war nicht sehr attraktiv. Aber, man empfing uns sehr freundlich. Wir sahen uns auch später den anderen Gästehafen an. Er ist wunderschön gelegen, wirkte aber sehr unpersönlich. Wir fühlten uns in dem ersteren Hafen wohl und blieben auch deshalb für den nächsten Hafentag. Mit den Fahrrädern eroberten wir die Altstadt Rauma. Sie ist eine der sechs Städte Finnlands, deren mittelalterlicher Stil erhalten geblieben ist. Die Stadt zählt mit seinen umfangreich und liebevoll erhaltenen Holzhauskomplexen zu den schönsten Altstädten in Nordeuropa. Sie ist als Weltkulturerbe anerkannt. Das Flair sowie Kaffee und Kuchen in einer alten Konditorei versöhnten uns total. 
Da wir Rauma und erstmalig den 61° Breitengrad erreicht hatten, wurde Crew-Sitzung einberufen. Wie weiter? Ein weiteres Ziel, nach Vasa zu segeln bedeutete noch ca. 120 sm nördlicher. Einstimmig wurde beschlossen, die Rückreise anzutreten, nach dem Prinzip 1/3 Hinreise- und 2/3 Rückreisezeit. Außerdem waren die Prognosen für die Windrichtungen konstant südlich. Das würde eine Rückreise mit sehr viel zeitaufwendigen Kreuzschlägen bedeuten. 
Am 04.07. traten wir, trotz Gale-Warnungen, die Rückreise an. Wir erreichten am Nachmittag wieder Uusikaupunki. Der angekündigte Sturm blieb bis dahin aus, aber es regnete heftig. Im Hafen dann wieder Trocknen der Plünnen. Der z.T. heftige Regen hielt an. Wir hatten einfach keine Lust zu segeln und blieben. Als wir am 06.07. ablegten, machte uns ein finnischer Segler auf Gale-Warnungen aufmerksam. Da die Schären Schutz bieten, starteten wir mit gerefftem Großsegel bei SW-Wind, Stärke 4–5 Bft. Mittags erreichte der Wind Stärke 7 Bft . Wir suchten uns den Hafen Parattula für einen Liegeplatz aus. Sehr freundlicher Empfang in deutscher Sprache. Der Hafen ist romantisch mit sehr persönlichen finnischen Akzenten. Am nächsten Tag, nachdem wir alles aufgeklart hatten, legten wir bei strömenden Regen ab. Eine sehr schlechte Sicht empfing uns vor dem Hafen. Also zurück und noch einmal festmachen. Schauer über Schauer. 
Am 35. Tag wollten wir nach Turku. Skipper prüfte noch einmal die Masthöhe unseres Bootes. Es sollte eine Brücke mit 11 m Durchfahrtshöhe passiert werden. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir den Ort Naantali/Nadendal. Er sah von weitem sehr einladend aus. Die Steuerfrau nervte den Skipper. Sie wollte dorthin. Er gab nach. Im Ergebnis haben wir einen wunderschönen attraktiven Ort mit einer bezaubernden Altstadt entdeckt. Als die Steuerfrau noch eine Galerie des finnischen Malers Kaj Stenvall entdeckte und sich ein Prospekt seiner Werke kaufen konnte, war sie happy. 
Mit 10,10 m Masthöhe passierten wir am nächsten Tag die Brücke. Entgegenkommende Boote warteten geduldig bis wir die extreme Engstelle langsam durchfahren hatten. Freundlicher Dank unsererseits, freundlicher Gruß zurück. Wir kreuzten bis Turku und machten im uns bekannten Yachtclub fest. Anschließend fuhren wir mit den Rädern in die Stadt. Im Stadthafen fand gerade eine umfangreiche finnische Flottenschau statt. 

37. - 47. Tag, Turku - Eckerö/Åland - Öregrund - Stockholm
Am 10.07. segelten wir nach Verkan. Wunderschönes Wetter und viele Boote unterwegs. Bis nach Mariehamn benötigten wir für die 59 sm 13 h und 20 min. Um 21.20 Uhr legten wir an. Der Osthafen war überfüllt. Zwischen zwei Boxen wäre am Bollwerk Platz gewesen, aber ein schwedischer Segler belegte diesen provokativ mit seinem Schlauchboot. Wir baten ihn, dieses längsseits seines Bootes zu nehmen. Stießen aber auf Unverständnis. Finnische Segler forderten mit Erfolg Fairneß von ihm. 
Am 40. Tag kreuzten wir bei 3 Bft bis Käringssund/Eckerö. Da der Wind von WSW auf NNW drehte benötigten wir 45 sm und fast 12 Stunden. Der Hafen war übervoll. Ein hilfsbereiter Hafenmeister besorgte uns einen Liegeplatz an einer Schäre im Hafen. Schwedische Segler halfen beim Festmachen. Am nächsten Vormittag wurden am Steg Plätze frei und wir setzten „törn“ um. Mit den Rädern erkundeten wir das Umfeld. Besuchten den Fährhafen und das Postrotte-Museum. Eine Hochdruckwetterlage kündigte sich an und wir fühlten uns wohl.
Die Überfahrt nach Schweden/Öregrund war anfangs von schwachen Winden begleitet. Dann präsentierte sich die See spiegelglatt. Weil wir außerdem den Tiefwasserweg erreichten, fuhren wir mit dem Motor. Zum richtigen Zeitpunkt setzte der Wind ein, drehte auf SSE/ESE und wir konnten mit Spi bis Öregrund segeln. Nun studierten wir die Seekarten für eine Weiterfahrt zu den Höga Kusten. Wir gaben jedoch unser Ziel aus zeitlichen Gründen auf. Öregrund ist also unser nördlichster Hafen in Schweden.
Der Tagestörn nach Grisslehamn brachte leichte Winde, aber es musste gekreuzt werden. Nachdem wir am 18.07. den Vaddösund und Vaddö-Kanal passiert hatten, segelten wir bis zum Gästehafen-Furusund. Die Hafengebühr schockte uns. Im „Gästehamns Guiden 2002“: 90 SEK und 30 SEK Elektrik. Aber die nackte Realität lautete: 150 SEK und 50 SEK für Elektrik! Unsere Neugier auf Furusund ist für immer gestillt. Die nächsten 23 sm führten uns nach Vaxholm. Wie nicht anders erwartet, war kein Liegeplatz frei. Ein umsichtiger Hafenmeister kümmerte sich um uns. Leider wieder einmal strömender Regen und heftige Gewitter. Für die Reparatur des Fockfalls leiht der Skipper sich beim Yachtausrüster kostenfrei eine Presszange. Bei der Rückgabe dankte er mit einem „Berliner Bärchen“ und bereitete Freude damit. Wir segelten weiter nach Stockholm. Gaben das Segeln aber kurz davor auf. Wenig Wind, Kreuzen und starker Schiffsverkehr mit Wellenschlag nervte. Wir motorten bis zum Hafen Navishamn.

48. - 57. Tag, Stockholm - Uppsala - Södertälje - Fyrudden 
Nun hatten wir Uppsala im Sinn. Ein Besuch dieser alten Universitätsstadt reizte uns schon immer. 
Auf dem Weg dorthin machten wir aber erst einmal in Sigtuna fest. Sigtuna ist im Jahre 980 gegründet worden und gilt als die älteste Stadt Schwedens. Sie überrascht mit einem besonders geprägten Kleinstadtflair. Von Sigtuna nach Uppsala waren es nur 14 sm. Wir erhielten im Segelclub Skarholmen einen Gastplatz. Am Nachmittag fuhren wir mit den Rädern ins Stadtzentrum. Ohne Stadtplan hatten wir mit den unendlich vielen Radwegen Probleme. Wir kehrten aus Zeitgründen um. Die Fahrt mit dem Linienbus am nächsten Tag war dann doch bequemer. Wir haben uns den Stadthafen angesehen. Nur gut, dass wir uns am Vortag nicht für diesen entschlossen haben, denn für Segelboote ist der Flusshafen nicht geeignet. Uppsala ist keine verträumte Universitätsstadt. Das riesige moderne Universitätsgelände mit den zahlreichen Fakultäten ist beeindruckend. Die Altstadt hat viele Sehenswürdigkeiten. Wir besuchten auch den Dom. Faszinierend! Der Abstecher nach Uppsala hat sich gelohnt. 
Am 51. Tag traten wir die Rückreise über die Mälaren an. Ab Skarholmen mussten wir kreuzen. 
Wir legten einen Stopp vor dem Skokloster-Schloss ein. Dort fand ein mittelalterliches Spektakel mit Ritterspielen statt. Eine englischsprachige Schlossführung machte uns wissender. Hübsch anzusehen waren zeitentsprechende szenische Darstellungen in ausgewählten Räumen des Schlosses durch Schauspieler. Insgesamt war es wieder ein außergewöhnliches Kulturerlebnis. Mittags segelten wir weiter und machten noch einmal in Sigtuna fest. Am nächsten Tag suchten wir uns den Vereinshafen Kungsängen aus. Die Gastliegeplätze waren alle besetzt, aber man fand für uns eine Lösung. Wir wurden besonders freundlich empfangen und ließen einen „Berliner Bär“ als Danke zurück.
Am 26.07. segelten wir bei westlichen Winden Stärke 3–5 Bft zur Schleuse Södertälje. Nachdem wir die Schleuse passiert hatten, gab es mit dem Gasbowdenzug Probleme. Segler waren aber beim Anlegen behilflich. Den vorhandenen Ersatzbowdenzug baute der Skipper sofort ein. Morgens legten wir vom Gästehafen Södertälje ab und fuhren wegen Windmangel eine Stunde mit dem Motor. Dann setzte der Wind ein, aber aus südlicher Richtung. Die folgenden Häfen Trosa, Oxelösund und Arkösund erreichten wir nur mit Kreuzschlägen. Ein wenig besser meinte es der Wind am 30.07. mit dem Segeln nach Fyrudden. Bei NE/ENE kamen wir mittags an. Im Hafen war sehr viel Betrieb und wir mussten auf einen günstigen Liegeplatz mit E-Anschluß warten.

58. - 66. Tag, Fyrudden - Visby - Kalmar - Karlskrona
Am nächsten Morgen, als wir schon den Kurs nach Solbergsudde/Västervik als Wegepunkt im GPS hatten, überraschte der Skipper mit einer Idee: “Der Wind ist doch mit NE so günstig für Gotland!“ 
Die Steuerfrau war einverstanden und änderte fast ruckartig den Kurs. Also, nun Visby. Die Fahrt wurde mit überwiegend NE und Windstärken 3–5 Bft mit unterschiedlicher Beseglung absolviert. Nach 61 sm fanden wir um 21.45 Uhr noch einen, für unser kleines Boot geeigneten Platz im Stadthafen. Selbstverständlich wurden 2 Hafentage mit viel Kulturerlebnissen eingeplant. Absoluter Höhepunkt war ein Konzert in der St. Nicolai-Ruine mit Barbara Hendricks. Wunderschön. 
Am 61. Tag erfolgte die Rückreise nach Öland. Frühmorgens legten wir bei Bodennebel ab. Wir fuhren vorsichtig mit dem Motor. Große Fähren liefen ein und mussten beachtet werden. Als der Wind einsetzte konnte gesegelt werden. Wegen des starken Seegangs verzichteten wir z.T. auf die Selbststeueranlage und steuerten von Hand. Nach 48 sm erreichten wir in fast 9 Stunden Byxelkrog. 
Am nächsten Tag „zwei Manöver“: Byxelkrog Spi setzen, Borgholm Spi bergen. Der NNE-Wind mit 4–5 Bft war ideal dafür. Im Hafen mussten wir wegen einer überlauten Veranstaltung hinter einer großen Yacht Lärmschutz suchen. Am 63. Tag erfüllte sich wieder Skippers Wunsch, im Kalmarsund mit Spi zu segeln. So erreichten wir nach 17 sm Kalmar. Am 06.08. kam gegen Mittag unsere 19jährige Enkeltochter, die selber aktiv segelt und schon mehrmals an Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Es war alles vorbereitet und wir segelten sogleich bei sehr schönem Segelwetter bis nach Bergkvara. Danach machten wir in Sandhamn fest. Mit leichten 2-3 Bft brachte uns der Spi bis Karlskrona. Karlskrona ist ein weiteres Weltkulturerbe, das auf der UNESCO-Liste steht. Am Nachmittag Stadtbummel mit Besuch des Marinemuseums und der Stadtattraktion „Rosenboom“. 

67. - 74. Tag, Karlskrona - Rönne - Malmö - Kopenhagen - Klintholm 
Am 09.08. segelten wir nach Bornholm/Hasle. Wir benötigten dafür bei SE 4–5 Bft, für 74 sm 14 h. 
Am nächsten Tag legten wir in Rönne Norre Kås an. Es war vorher klar, dass wir mit der Enkeltochter wieder nach Schweden zurück segeln und wir schafften es, nach 64 sm und 14 h 35 min abends in Höllviken, nach dem Passieren der Falsterbobrücke, im Segelclub anzulegen. Morgens regnete es und der Wind drehte auf N/NW. Bis zu unserem Ziel nach Malmö/Lagunen mussten wir bei 5 Bft kreuzen. 
Wir fuhren mit den Rädern ins Stadtzentrum. Hier bereitete man das Malmö-Festival vor. 
Über SMS sind wir mit der Yacht „Binka“ in unregelmäßigen Abständen in Verbindung geblieben. Auch sie haben ihre Segelziele erreicht. Der Zufall will es, dass wir zu gleicher Zeit in Malmö sind. Sie kamen vom Norden, wir kamen vom Süden. Wiedersehensfreude und abends Klön auf der Yacht „Binka“. 
Am 13.08. wollten wir weiter nach Dragör. Im Hafen zeigte der Windmesser 10–12 m/s. Weil der Wind nicht wie angekündigt abflaute, wurde das Groß Reff 2 und Sturmfock als Selbstwendefock im Hafen vorbereitet. Den Hafen verließen wir mittags mit Motorkraft und dann wurde gesegelt. Nach dem Passieren der Brücke mussten wir nach Dragör aufkreuzen. Der Strom setzte stark nach S und wir machten bei 3,5 Knoten FdW nur noch 0 Knoten FüG. Wir schütteten ein Reff wieder aus und segelten mit 1,5 Knoten FüG bis Dragör. Als wir in den Hafen einliefen, wies eine bekannte Stimme von einer deutschen Yacht uns ein. Es war die „Windhund“ aus Kiel. Was für ein Zufall! Wir freuten uns, dass wir uns in diesem Jahr doch noch getroffen haben. Abends wurden die Jahreserlebnisse auf der „Windhund“ ausgetauscht. Am nächsten Tag sind wir ganztägig durch Kopenhagen gebummelt und haben abends den Tivoli erlebt. Beim Hafenmeister in Dragör kritisierten wir, dass uns am 1. Tag eine falsche Wing und am 2. Tag eine vom Vortag ausgehändigt wurde. Wir konnten dadurch nicht die Sanitäranlagen benutzen. Man wies uns unwillig ab. Schade, so kennen wir die Dänen gar nicht. Am 74. Tag schob uns ein spi-freundlicher Wind nach Rödvig. Bei reinem N-Wind und 4 bzw. 5 Bft konnten wir am nächsten Tag die Fahrt mit dem kleinen Spi fortsetzen. Es war eine schnelle Fahrt nach Klintholm. 

75. - 86. Tag, Klintholm - Warnemünde - Stralsund - Wolgast - Stettin
Die Windrichtung setzte sich dann aber mit E/SE fort. Am 17.08. segelten wir, z.T. bei Nebel zum Darßer Ort „Nothafen“. Der E-Wind hielt an. Er war günstig für einen Abstecher nach Warnemünde. Nicole verließ uns in Darßer Ort und fuhr mit dem Auto weiter nach Warnemünde. Ihr Freund Stefan, auch ein erfahrener Segler und Trainer, segelte mit uns dorthin. Wir waren viele Jahre nicht mehr dort und staunten, welche positive Entwicklung die Häfen in Rostock und Warnemünde genommen haben. 
Der 78. Tag brachte uns, wieder allein, mit einem schönen Anlieger zum Darßer Ort zurück. Dafür wurde die Fahrt nach Hiddensee lang. Bei ENE und max. 4 Bft mussten wir diverse Kreuzschläge einlegen. Für die 43 sm benötigten wir deshalb fast 11 Stunden. Für die Steuerfrau bedeutet Hiddensee immer ein Sahnetüpfelchen. Wir blieben noch einen Tag. Am 23.08. hieß es schon um 07.00 Uhr ablegen, damit wir um 12.20 Uhr den Brückenzug der Ziegelgrabenbrücke schaffen. Zeitlich wäre es kein Problem gewesen. Nur, die Öffnungszeit gab es nicht mehr. Obwohl wir uns vorher erkundigten, haben wir doch eine alte Information erwischt. Wir legten zwischenzeitlich am Bollwerk im Stadthafen an und machten einen Stadtbummel mit Museumsbesuch. Nach dem Passieren der Brücke legten wir im Yachtclub Strelasund an. Ein „alter Regattahase“ hatte Dienst und und erkannte uns. Er begrüßte uns mit freundlichem Hallo. Die nächste Tagestour brachte bei ESE, 5–6 Bft wieder viele Kreuzschläge bis Palmer Ort. Groß Reff 1 und F 1 reichten völlig aus. Wir nahmen Kurs auf Greifswald und legten in Wiek an. Am Nachmittag ging es mit dem Rad am Ryk entlang bis ins Zentrum. Viel Neues war zu sehen. Die Segeltour über den Greifswalder Bodden und dem Peenestrom entlang war sehr schön. Um für den nächsten Tag günstig den Brückenzug der Wolgaster Brücke zu erreichen, legten wir in der Schiffswerft Horn an. Damit war die Rückfahrt übers Stettiner Haff beschlossen. Zu unserer Überraschung war am nächsten Tag kein Wind. Größenteils war der Motor erforderlich. Unsere Segelbemühungen bis zur Zecheriner Brücke waren fast hilflos. Später, auf dem Kleinen Haff, konnten wir bis nach Ueckermünde segeln. Wieder am nächsten Tag E/ESE, 4 Bft. Ideales Segelwetter. Es bedeutete aber, ab dem polnischen Grenzkontrollboot wieder Kreuzen. In Ziegenort übernachteten wir. Ab Ziegenort bestand keine Aussicht auf Wind. Der Motor kam vollends zum Einsatz. In der Marina wurde der Mast gelegt und das Boot reisefertig gemacht.

87. - 89. Tag, Stettin - Berlin
Die Rückreise führte am 87. Tag nach Oderberg, am 88. bis zum Nieder-Neuendorfer See und am 
89. Tag konnten wir zufrieden und gesund beim SC Rohrwall wieder anlegen.

 
 


Zusammenfassung

Zitat eines Seglers mit einer Charteryacht in Rönne: „Sind sie mit dem Ding da von Berlin bis hierher gesegelt?“.... Oh ja, wir sind! Wir können nun hinzufügen, dass wir sogar unsere diesjährigen Ziele in Finnland erreicht haben. Sportliche Herausforderungen konnten von der aufeinander eingespielten Crew mit Umsicht und Wissen gemeistert werden. Das in der Vorbereitung mit einbezogene Ziel „Saaremaa“ haben wir aufgrund der im Juni vorherrschenden Starkwindwetterlage nicht erreicht. Dafür kamen neue Ziele wie Visby, Malmö, Kopenhagen und Warnemünde hinzu.
Das Sportliche ist mit unterschiedlichen kulturellen Erlebnissen verknüpft worden. Erfreulich ist, dass wieder viel Interesse und Anerkennung durch Andere bekundet wurde. Beachtenswert ist auch, dass die Distanz von 2200 sm in 89 Tagen, mit einer 7m-Yacht, auf engstem Raum wieder friedlich bewältigt werden konnte. Wir sind dankbar und stolz, dass ohne Schaden an Boot und Crew wir unseren Seesack 2002 auf diese Weise gefüllt nach Hause bringen konnten.

Statistik:

Tage sm %

Gesamttage (incl. Berlin-Stettin u. zurück)

89      

Hafentage

20      

Nur mit Motor Hin- u. Rückfahrt / sm

5 240,8  

Gesamtfahrtage auf See ab Stettin (Segel+Motor)

64 1960,2  

davon Segelanteil

   1758,7 90

davon Motoranteil

   201,5 10

davon Tage auf See mit Motoranteil > 50%

1    

Gesamtdistanz (incl. Berlin-Stettin u. zurück)

    2201  
 Gesamtdistanz lt. Log   2200  


 

Diese Reise wurde ausgezeichnet im Fahrtenwettbewerb „See“ des Berliner Segler-Verbandes mit „Gold“ und im Fahrtenwettbewerb der Kreuzerabteilung des Deutschen Segler-Verbandes mit einer Silbermedaille sowie mit dem „Arthur-Doerwaldt-Gedächnis-Preis“ (Sonderpreis im Fahrtenwettbewerb See für die beste Reise mit Booten kleiner als 12 Meter).

Weitere Auszeichnungen der Yacht „törn“ im Fahrtenwettbewerb See

Berliner Seglerverband

Deutscher Seglerverband
Kreuzerabteilung

1997  1514  sm Bronze  Silbermedaille
1998  1633  sm  Gold Silbermedaille
1999  1605  sm  Gold Silbermedaille
2000  1939  sm  Gold Goldmedaille
2001  2039  sm  Gold Goldmedaille
 
 
 
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